Manchmal ein wenig ungezähmt sein

Wir gehen durch die Zeit.
Wir gehen durch den Tag.
Wir beherrschen uns.
Wir zeigen unser bestes Gesicht.
Wir wollen nicht auffallen.
Wir bemühen uns um Haltung.
Wir strengen uns an.
Wir lassen die Zügel nicht los
und reden uns ein, alles im Griff zu haben,
sogar uns selbst.
Wir ermüden dabei und verlieren uns.
Dringend nötig:
Uns manchmal loszulassen,
in Träume einzutauchen,
oder unser Herz mit dem Gefühl von Freiheit zu nähren,
der eigenen Ungezähmtheit Ausdruck zu verleihen,
und die Verletzlichkeit, die in uns wohnt, zu bejahen.
In den Spiegel zu schauen und zu wissen:
„Ich bin mehr,
ich bin so viel mehr,
als das,
was ich bis heute gelebt habe.“

Das Leben hat unendlich viele Facetten, die sich in jeder und jedem von uns spiegeln.

© Maria Eisner